Erwerbsleben: die Lohnlücke schließen!
Frauen verdienen durchschnittlich noch immer weniger als Männer: in Bayern 21 Prozent. Und immerhin noch 7 Prozent, wenn sie gleich qualifiziert sind und auf der gleichen Position arbeiten wie ein Mann. Warum gibt es diese Lohnlücke (auch: Gender-Pay-Gap)? Und was können alle Akteurinnen und Akteure gemeinsam beitragen, um sie zu verringern?
Frauen verdienen weniger: noch immer
Frauen verdienen überall in Europa deutlich weniger als Männer. Die unbereinigte Lohnlücke (Gender-Pay-Gap) liegt in Europa bei 13 Prozent (2021), in Deutschland bei 18 Prozent (2023) und in Bayern bei 21 Prozent (2023). Das Statistische Bundesamt ermittelte für 2023 (bezogen auf Vollzeit): Männer in Deutschland verdienten im Durchschnitt 25,30 Euro brutto pro Stunde, Frauen nur 20,84 Euro. (Quelle Pressemeldung des Statistischen Bundesamtes vom 18. Januar 2024)
In Bayern betrug 2023 der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen 21,24 Euro, der von Männern 26,85 Euro (Quelle: Pressemitteilung des Bayerischen Landesamtes für Statistik vom 18. Januar 2024).
Mit zunehmendem Alter steigt die Verdienstlücke zwischen den Geschlechtern
In Bayern ist bei den unter 25-Jährigen der Verdienstabstand mit zwei Prozent am geringsten. Eine deutliche Zunahme des Verdienstabstands zeigt sich ab dem Alter von 30 Jahren, also dem Durchschnittsalter von Frauen bei der Geburt des ersten Kindes (30,7 Jahre). Danach steigt die Verdienstlücke bis zur Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen. Frauen im Alter von 60 bis 64 Jahren verdienen 32 Prozent weniger als Männer dieser Altersgruppe. (Quelle: Pressemitteilung des Bayerischen Landesamtes für Statistik vom 18. Januar 2024)
Kurz erklärt: Gender-Pay-Gap
Gender-Pay-Gap (deutsch: Lohngefälle abhängig vom Geschlecht) oder unbereinigte Lohnlücke nennt man den Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Brutto-Stundenverdienst von Männern und Frauen. Die „Lücke“ wird als Prozentanteil vom durchschnittlichen Bruttostundenverdienst männlicher Beschäftigter angegeben.
Auch bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit noch 7 Prozent weniger
Die bereinigte Lohnlücke beträgt in Deutschland 6 Prozent und in Bayern 7 Prozent (2023). Sie misst den Verdienstabstand von Männern und Frauen mit vergleichbarer Qualifikation, Tätigkeit und Erwerbsbiografie (= der berufliche Werdegang eines Menschen; darin werden auch Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit berücksichtigt, zum Beispiel durch Eltern- und Pflegezeit). Das bedeutet: Eine Frau, die genauso qualifiziert ist wie ein Mann, genauso lange erwerbstätig ist und eine vergleichbare Tätigkeit ausübt, verdient in Deutschland durchschnittlich 6 Prozent weniger. (Quelle: Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 18. Januar 2024) .
Was sind Ursachen für den Gender-Pay-Gap?
- Berufswahl: Frauen arbeiten häufiger in Branchen und Berufen, in denen schlechter bezahlt wird.
- Familienzeiten: Frauen unterbrechen öfter familienbedingt ihre Erwerbstätigkeit (Kinderziehung, Pflege von Angehörigen). Dadurch haben sie oft weniger Erwerbsjahre und eine kürzere Berufserfahrung als Männer.
- Teilzeit: Frauen arbeiten häufiger als Männer in Teilzeit und in Minijobs.
- Gläserne Decke: Frauen erreichen seltener eine Führungsposition.
Lohnverhandlungen, ob kollektiv (= für alle z. B. in einer Branche) oder individuell (= zwischen einer Mitarbeiterin und ihrem Unternehmen) konnten die schlechtere Bewertung von typischen „Frauenberufen“ bislang nicht überwinden.
Doch wie kommt die bereinigte Lohnlücke zustande?
Warum verdienen auch Frauen mit gleicher Ausbildung und vergleichbarer Erwerbsbiografie weniger als Männer auf der gleichen Position? Die Faktoren für die bereinigte Lohnlücke sind nicht mit Sicherheit zu bestimmen, auch die zur Verfügung stehenden Daten spielen hier eine Rolle. Eine mögliche Ursache ist eine Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt.
Die Lohnlücke schließen: Maßnahmen
Entgelttransparenzgesetz
2017 trat das Gesetz zur Förderung der Entgelttransparenz von Frauen und Männern (EntgTranspG) in Kraft. Es verbietet ausdrücklich Entgeltbenachteiligungen aufgrund des Geschlechts und schreibt das Entgeltgleichheitsgebot fest. Hier finden Sie Infos zum Entgelttransparenzgesetz für Beschäftigte und Betriebe.
Equal Pay Day
Die Entgeltungleichheit zu verringern und zu überwinden ist ein zentrales Anliegen der Frauenpolitik. Es kann nur gelingen, wenn an den verschiedenen Ursachen angemessen angesetzt wird. Für den Erfolg ist das Zusammenwirken aller Akteurinnen und Akteure notwendig: Politik, Tarifpartner, Arbeitgeber, Arbeitnehmerinnen und Verbände. Das Bayerische Sozialministerium beteiligt sich jedes Jahr mit Veranstaltungen am Equal Pay Day.
Einen Rückblick auf den Equal Pay Day in 2022 finden Sie auf der Website des Bayerischen Sozialministeriums.
Zum Equal Pay Day 2023 fand am 28. Februar 2023 in Kooperation mit dem KDFB Bayern eine digitale Talkrunde unter dem Motto "Alle Jahre wieder! Equal Pay - Equal Care. Wer stellt denn nun die Weichen?" statt.
Staatsministerin Ulrike Scharf, KDFB-Landesvorsitzende Birgit Kainz, Sozioökonomin Prof. Dr. Nese Sevsay-Tegethoff (Hochschule Esslingen) sowie Religionswissenschaftlerin Dr. Anna Höpflinger (LMU-München) diskutieren zum Thema. Per Video meldet sich die Equal Care Expertin Jo Lücke zu Wort.
Weitere Informationen zu den Podiumsgästen finden Sie unter: www.frauenbund-bayern.de/epd
Die Aufzeichnung zum diesjährigen Equal Pay Day finden Sie hier.
Zur Aufzeichnung in Deutscher Gebärdensprache
Zur Aufzeichnung mit Audiodeskription
Kurz erklärt: Equal Pay Day
Der Equal Pay Day macht auf die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern (Gender Pay Gap) aufmerksam. Er markiert den Tag, bis zu dem Frauen rein rechnerisch unbezahlt arbeiten. Da der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern sich von Land zu Land unterscheidet, findet der Equal Pay Day weltweit an verschiedenen Tagen statt. Der nächste Equal Pay Day in Deutschland ist der 7. März 2023.
Tipp! In unserem Beitrag über Frauen in Führungspositionen erfahren Sie, was weibliche Karrieren fördert. Klicken Sie gleich mal rein!