Eine Frau steht in einem Garten mit Laubbäumen und lächelt.

Die Stifterin für Kinder

Im Leben von Christine Bronner spielen Kinder die Hauptrolle: Als Fachfrau und Mutter, die selbst zwei Kinder verloren hat, machte sie es sich zur Lebensaufgabe, schwer kranke Kinder und ihre Familien zu unterstützen. Mit ihrer eigenen Stiftung schuf sie ein neues Auffangsystem für viele Betroffene in Bayern.  

Persönliche Betroffenheit 

Christine Bronner wusste schon in jungen Jahren, dass sie ihr Leben der Arbeit mit Kindern widmen möchte. Die fünffache Mutter studierte Grundschulpädagogik, hospitierte für ihre Ausbildung in Musiktherapie in einem Kinderzentrum und studierte im Anschluss soziale Arbeit und Ethik mit dem Fokus Medizin. Außerdem ist sie Bindungstherapeutin, zertifizierte Psychotraumatologin und Kinderschutzfachkraft. „Kinder sind voller Kraft, voller Freude, und wir können so viel von ihnen lernen“, erklärt sie ihre Hingabe. Doch auch das Thema Sterben spielt in Christine Bronners Leben eine Rolle. Ihre Mutter starb früh, und für ihren Vater leistete sie selbst Sterbebegleitung. Daraus entwickelte sich bei ihr der Wunsch, anderen Menschen in dieser Situation beizustehen. Viele Jahre war Christine Bronner ehrenamtliche Hospizhelferin für Erwachsene in München. „Auch zwei meiner Kinder sind viel zu jung verstorben. Da musste ich feststellen, dass es keine Versorgung für schwer kranke Kinder und ihre Eltern gibt. Als Fachfrau und Mutter war es mir sehr wichtig, dass da etwas passiert“, erinnert sie sich. 
 

„Wir müssen Kinder ernst nehmen und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Wir können so viel von ihnen lernen.“

Kräfte entwickeln

Am Tod ihrer Kinder wäre Christine Bronner fast zerbrochen, und auch ihre Ehe hielt der Trauer und Belastung nur schwer stand. Geschafft hat das Paar es durch den starken Zusammenhalt im Familien- und Freundeskreis. „Es gibt viele, die nicht das Glück haben, ein soziales Auffangsystem zu haben, die in viel schlechteren Verhältnissen leben oder bereits traumatisiert sind. Es ist dringend notwendig, dass wir diesen Familien helfen und ihnen zur Seite stehen“, sagt Christine Bronner. Schließlich schöpfte sie aus ihrem eigenen Verlust Kraft und gründete 2004 den ersten eigenständigen ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst in Bayern. In kurzer Zeit wurde das Angebot zu einem Rettungsanker für zahlreiche Familien. 
 

Eine Frau greift nach einer Blume an einem Strauch und riecht daran.

Durch ihren Verlust weiß Christine Bronner, wie wichtig es ist, in schwierigen Zeiten Unterstützung zu erfahren. 

„Kinder und Jugendliche müssen altersgerecht, entwicklungsgerecht sowie mit entsprechend qualifiziertem Personal versorgt werden, ob als Patientinnen und Patienten oder als Angehörige von Schwerkranken.“

Unter einem Hut 

Obwohl sich Christine Bronner selbst als „Macherin“ beschreibt, fiel ihr der Aufbau eines eigenen Unternehmens anfangs schwer. Denn Gründerin und Mutter zu sein verlangte ihr einiges ab. „Kinder brauchen Zeit, ich hatte drei von ihnen. Gleichzeitig forderte mich die Gründung meines Sozialunternehmens emotional, fachlich und unternehmerisch sehr heraus“, berichtet sie. Erneut war es das persönliche Umfeld, aus dem Christine Bronner Kraft schöpfte und das sie unterstützte. „Das ist natürlich ein Thema, das nicht nur mich betrifft, sondern alle arbeitenden Mütter: Man braucht ein Supportsystem, sonst ist es wirklich schwer.“ Den Spagat zwischen ihren Rollen als Mutter und als Gründerin zu bewältigen sei ihr trotzdem nicht immer so gut gelungen, wie sie es sich gewünscht habe. „Vor allem in der Anfangsphase der Unternehmensgründung war es schwierig für die ganze Familie, dass ich mich beruflich mit dem Tod von Kindern beschäftige. Das hat alle getriggert. Auch mein Mann war sehr betroffen. Für die Kinder kam hinzu, dass ich nun weniger Zeit für sie hatte, das hat sie manchmal wütend gemacht.“ Christine Bronner blickt auch kritisch auf diese Zeit: „Das ist mir erst einmal heftig um die Ohren geflogen.“ 
 

Die Stärke der Frauen 

Starke Frauen spielen in Christine Bronners Leben seit ihrer Kindheit eine Rolle. In ihrer Familie sind es traditionell die Frauen, die die Dinge in die Hand nehmen. „Meine Mutter ist mein größtes Vorbild. Sie hat anderen immer mit Freude und Leidenschaft geholfen. Von ihr habe ich gelernt, wie wichtig es ist, Menschen in der Not und Einsamkeit zur Seite zu stehen – altersunabhängig.“ Ihre Mutter hat sich zu Lebzeiten um die Ältesten und Ärmsten der Gesellschaft gekümmert, war in Altenheimen engagiert, ohne dort angestellt zu sein. Sie prägte und inspirierte Christine Bronner in vielerlei Hinsicht ebenso wie ihre Großmütter. „Meine beiden Großmütter haben ihre Familien während des Kriegs ernährt und waren die meiste Zeit auf sich allein gestellt. Trotzdem waren sie zusätzlich Pianistin und Buchhändlerin“, erinnert sich Christine Bronner. 
 

Eine Frau sitzt an einem Schreibtisch mit einem Computer.

Christine Bronner ist inspiriert von den Frauen in ihrem Leben – und widmet ihre Fürsorge Menschen in Not. 

Eine Visitenkarte der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München, die an einer Tafel hängt.

Christine Bronner ist inspiriert von den Frauen in ihrem Leben – und widmet ihre Fürsorge Menschen in Not. 

Eine Frau sitzt vor einem Haus auf einem Gartenstuhl.

Christine Bronner ist inspiriert von den Frauen in ihrem Leben – und widmet ihre Fürsorge Menschen in Not. 

Eine Frau sitzt auf einem Holzsteg vor einem Haus am Wasser.

Christine Bronner ist inspiriert von den Frauen in ihrem Leben – und widmet ihre Fürsorge Menschen in Not. 

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3 Fragen zur Rolle der Frau 

Die Gleichbehandlung von Frauen hat sich verbessert. Trotzdem sind Frauen noch nicht dort angekommen, wo sie stehen sollten. Wir Frauen müssen uns mehr zutrauen, und die Gesellschaft muss uns mehr fördern. Führungspositionen müssen gleichberechtigt besetzt werden, dann kann es gelingen. 

Ein gutes Urvertrauen und viel Widerstandsfähigkeit. Damit ausgestattet fällt es leichter, Herausforderungen zu begegnen. Für mich bedeutet Stärke auch, in schwierigen Zeiten gelassen zu bleiben und die eigenen Schwächen zu kennen. Das erleichtert es, Hilfe anzunehmen, wenn man sie braucht. Stärke liegt meist im gemeinsamen Schaffen.

Ich wünsche mir mehr Wertschätzung ihrer Fähigkeiten, Empathie und Soft Skills. Es ergibt keinen Sinn, wenn Frauen mit Männern in Sachen „Männlichkeit“ konkurrieren.

Gründung und Wachstum 

2005 gründete Christine Bronner gemeinsam mit ihrem Mann eine gemeinnützige Stiftung als Trägerin für den Hospizdienst. Sie selbst übernahm die fachliche Gesamtleitung als geschäftsführender Vorstand. Florian Bronner, ebenfalls Vorstand, obliegt der Bereich Finanzen. Unterstützt von zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mit der Hilfe von Spendengeldern entstand aus dem Dienst ein großes, bayern- und bundesweit agierendes Beratungs- und Betreuungszentrum für die Krisenintervention und die ambulante Nachsorge für Familien. Geholfen wird dort allen, die von einer schweren und lebensbedrohlichen Erkrankung in der Familie betroffen sind – ab der Diagnose und über den Tod hinaus. Heute verfügt das Zentrum über ein multiprofessionelles Team aus Ärztinnen und Ärzten, Psychologinnen und Psychologen, Sozialpädagoginnen und -pädagogen sowie Therapeutinnen und Therapeuten und Pflegekräften. Auch Christine Bronners Kinder stehen heute hinter der Arbeit ihrer Mutter und engagieren sich für die Stiftung. Ihre Tochter führt seit 2022 die Tradition fort und ist als Vorstandsmitglied der Stiftung tätig. „Meine Kinder waren eine große Hilfe. Sie haben sehr dabei geholfen, die Sache ins Laufen zu bringen“, erzählt Christine Bronner. 
 

Frau mit einem Hund auf einem Waldweg.

Neue Kraft schöpft Christine Bronner immer wieder in der Natur – gemeinsam mit ihrem Hund oder der Familie. 

Kinder als Inspiration

Die Arbeit mit Kindern begeistert Christine Bronner bis heute. „Kinder leben im Hier und Jetzt, sie denken nicht an morgen oder übermorgen. Sie leben den Moment, genießen den Augenblick.“ Durch die intensive Arbeit mit Kindern hat Christine Bronner selbst gelernt, es genauso zu machen. Gerade in Momenten, in denen ihr alles zu viel wird, hilft ihr das. „Dann gehe ich mit meinem Hund spazieren, mit meinem Mann in den Wald oder mit meinen Enkelkindern Eis essen – und genieße den Augenblick“, erzählt sie. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass Kinder wieder mehr in die Mitte der Gesellschaft gerückt werden. „Es ist so wichtig, gerade für diese sehr sensible Zielgruppe eine eigenständige Versorgungsstruktur zu entwickeln, sodass sie spezialisiert betreut werden und im Alltag zurechtkommen. Und wir müssen dafür sorgen, dass die Familie nicht an der Krankheit oder dem Tod des eigenen Kindes zerbricht, sondern daran wachsen kann“, erklärt Christine Bronner.
 

„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie müssen wie Kinder behandelt, gefördert, gepflegt, versorgt und therapiert werden. Und Kinder müssen geschützt werden! Sie gehören in den Mittelpunkt der Gesellschaft, und ihre Rechte müssen im Grundgesetz verankert werden.“